Wie in Hamburg die Wärmeplanung gemacht wird …

Will Friedmann hat sich einmal damit beschäftigt, wie die kommunale Wärmeplanung in Hamburg organisiert ist und welche Erwartungen man dort damit verküpft.
Verglaich der kommunalen Wärmeplanng Hamburg und Bremen
Bild: ErdwärmeDich eG 2025

Wie in Hamburg Wärmeplanung gemacht wird....

… kann man in einem halbstündigen Video (Kommunale Wärmeplanung in Hamburg: Wo stehen wir?) sehr eingängig erfahren. Da erklärt ein Mitarbeiter der BUKEA (Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft), Arne Raphael Werner, anhand weniger Folien, worum es geht. Das Entscheidende dabei sind nicht unbedingt die präsentierten, informativen Inhalte. Entscheidend ist für mich die zum Ausdruck kommende Haltung, die sich durch die ganze Präsentation hindurch zieht und mit der in Hamburg die Wärmeplanung offensichtlich betrieben wird. Diese Haltung lässt sich in 5 Punkten festmachen.

  1. Wir wollen den Bürgern eine Orientierungshilfe bieten und dafür sorgen, dass eine Infrastruktur in der Wärmeversorgung aufgebaut wird, die bis 2045 wirklich zur Klimaneutralität führt.

Natürlich wird betont, dass die Wärmeplanung nach dem WPG rechtlich unverbindlich ist, nichtsdestotrotz sei es keine Spielwiese für Unverbindlichkeiten, sondern ein ernsthafter, gesetzlich klar vorgeschriebener Planungsprozess. Deshalb gäbe es einen klar strukturierten Ablauf, der sich in verschiedene Phasen gliedere. Das wird in einer übersichtlichen Folie veranschaulicht.

 

Daran wird klar - und das ist der zweite Punkt:

  1. Wir werden alles tun, um die Wärmeplanung sowohl für Bürger wie für Wärmenetzbetreiber transparent, verständlich und nachvollziehbar zu machen.
  2. Deshalb stellen wir immer wieder Ergebnisse aus den einzelnen Phasen zur Verfügung und bitten um Rückmeldung. Falls etwas unklar oder fehlerhaft sein sollte: Wir sind dankbar für jeden Hinweis.

In HH sind schon 2017 Leitlinien für eine klimaneutrale Wärmeversorgung und eine Vision für ein klimaneutrales Hamburg entwickelt worden, mit den tragenden Säulen Wärmepumpen und Wärmenetze (in dieser Reihenfolge!). Gleichzeitig wurde an die Bürger die Aufforderung kommuniziert, sich zu beteiligen und sich zu orientieren. Jetzt aktuell, nachdem die Eignungsprüfung abgeschlossen ist wird wieder nachgehakt und Beteiligung eingefordert:

Fragen und Hinweise sind herzlich willkommen! Wenn Sie eine nachbarschaftliche Wärme-Lösung planen: Lassen Sie uns das wissen, damit wir es berücksichtigen können! Gibt es Gebiete, die unseren Annahmen entgegenstehen – wir freuen uns auf die Bereitstellung entsprechender Daten!

  1. Wir wollen Ihre Mitwirkung bei der Wärmeplanung, damit es eine Erfolgsgeschichte wird.

Um das zu unterstreichen, stockt Hamburg die Förderung für Wärmepumpen und Wärmenetzanschlüsse durch den Bund (30%) um nochmal 20% auf. Das ist ein handfestes politisches Signal, dass man es wirklich ernst meint!

  1. Wir sind nicht auf eine Lösung festgelegt, z.B. Fernwärme. Es kommt uns darauf an, dass wir alle Möglichkeiten ausloten!

Soweit Hamburg - Spätestens an dieser Stelle werden die Unterschiede zur Bremer Vorgehensweise augenfällig!

Dass durch die Bremer Wärmeplanung den Bürgern eine Orientierung gegeben werden soll, ist bis jetzt (noch) nicht erkennbar. Das Vorgehen der Senatorin ist nicht unbedingt transparent – oder weiß jemand, in welcher der vorgeschriebenen Phasen wir uns gerade befinden??

Es stellen sich Fragen über Fragen:

  • Sind bislang Ergebnisse vorgestellt und kommuniziert worden? Ja! Das Gutachten der beauftragten Beratungsfirma Qonzept ist am 1. Oktober 2024 veröffentlicht worden unter der Überschrift „Fernwärmenetz soll ausgebaut werden“. 
  • Ist dazu um Rückmeldung gebeten worden? 
  • Sind die Bürger aufgefordert worden, sich zu beteiligen? Nein, denn das soll erst passieren, wenn der Entwurf vorliegt. Die Veröffentlichung desselben ist nun schon mehrfach verschoben worden: Von Mitte Mai auf Anfang Juni und jetzt auf Anfang September. 
  • Bemüht man sich, alle Möglichkeiten auszuloten? Nein! Stattdessen erfährt man am 26. Juni aus dem Weserkurier „swb bringt Fernwärme in die Innenstadt“. Man „überlege bereits seit Längerem“ – interessant! Wieviele Kilometer innerhalb der City verlegt werden müssen, ließe sich noch nicht sagen und der genaue Trassenverlauf sei auch noch nicht festgelegt! Geht’s noch?

Am 1. Juli erfahren die Bremer, dass zwischen der Freien Hansestadt Bremen und der EWE AG ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet wurde, das – wie es heißt – „den Weg für eine vertiefte Zusammenarbeit bei der Energie- und Wärmewende ebnet“. Und nun betonen alle, wie glücklich sie sind: der Bürgermeister, die Wirtschaftssenatorin, die Umweltsenatorin und natürlich die Vorstände! Das MoU gäbe Garantien zum Erhalt von Geschäftsfeldern, Wertschöpfung und Arbeitsplätzen. Es sei ein klares Bekenntnis für den Ausbau der Fernwärme, die Dekarbonisierung industrieller Prozesse und moderne Quartierslösungen!

So haben „die Oberen“ es vereinbart

  • Wozu braucht man da noch Bürgerbeteiligung?
  • Waren da nicht über 4 Mio Euro aus der Bundeskasse nach Bremen geflossen für die Kommunale Wärmeplanung? 
  • Was ist daraus geworden? 
  • Hat man die Aufgaben „outgesourct“ und den Berater damit bezahlt?

Überhaupt: Wie geht so ein Memorandum mit der Kommunalen Wärmeplanung zusammen? Halt, das war zu schnell, soweit sind wir noch nicht – der Entwurf liegt ja noch nicht vor!

Kommunale Wärmeplanung in Bremen heißt also: 
Bürger, geduldet euch – wir richten es schon mit der Wärmewende!